Gleich links hinterm Mond blaue Mäuse treffen

Merseburger DEFA-Filmtage 2024 setzen auf besondere Raritäten.

Die 19. DEFA-Filmtage vom 12. bis 14. April 2024 im Domstadtkino Merseburg stehen unter dem Motto „Weltall – Erde – Trick“. Gezeigt werden in diesem Jahr vor allem selten gespielte, utopische Filme der DEFA und eine Vielzahl von Trickfilmen aus Dresden.

Utopien waren nicht das bevorzugte Genre der DEFA, denn woher sollte die Spannung kommen, wenn alle im Weltall harmonisch miteinander leben? Spannend waren und sind vor allem die technischen Effekte, die den Zuschauer direkt in den Weltraum katapultierten. Sich solchen Raritäten zu widmen und auf Utopien und Trickfilme einen besonderen Blick zu werfen, diese Mischung macht die diesjährigen Festivalauflage selbst zu einer sehenswerten Rarität.

Sind Utopien der 1960er noch aktuell?

Zu den Highlights aus dem utopischen Genre gehört „Der schweigende Stern“ von 1960. Fachleute halten den international besetzten Streifen für den besten utopischen DEFA-Film. Wie aktuell viele ausgewählte Filme immer noch sind, zeigt „Signale – Ein Weltraumabenteuer“ von 1972. Er stellt eine auch heute viel diskutierte Frage: Ist der Mensch vom Computer ersetzbar? Ein besonderes Juwel für Cineasten ist der 161 Minuten lange Stummfilm „Frau im Mond“ vom Regisseur Fritz Lang von 1923 im diesjährigen Programm.

Tricks für Groß und Klein

Während beispielsweise „Alarm im Kasperletheater“ oder „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ ab und an in den dritten Fernsehprogrammen laufen, sind Trickfilme in normaler Spielfilmlänge und unterschiedlicher Technik heute fast in Vergessenheit geraten. In Merseburg sind einige wieder zu sehen, „Die seltsame Historia von den Schiltbürgern“ oder „Die fliegende Windmühle“ beispielsweise. Passend dazu widmet sich die Begleitausstellung in der Willi-Sitte-Galerie vom 1. April bis zum 5. Mai dem Thema „Trickfilmkunst aus Dresden“.

Stars auch 2024 zu Gast

Die Schar ehemaliger DEFA-Stars wird zwar rarer, auch hier bieten die Filmtage aber wieder eine interessante Auswahl von Caroline Bläss und Christian Grashof über Volker Petzold bis hin zu Gojko Mitic und Thomas Natschinski, MDR Kultur zeichnet ferner die Podiumsdiskussion „Utopia in Babelsberg – Science-Fiction aus der DDR“ auf.

Ein Treffpunkt für Cineasten

Die DEFA-Filmtage werfen von jeher einen intensiveren Blick auf die Filmgeschichte. Daneben wird allerdings immer häufiger das aktuelle Filmgeschehen aufgegriffen, vor allem Produktionen aus dem mitteldeutschen Raum. Die beiden diesjährigen Vorabpremieren „Bei uns heißt sie Hanka“ und „In Liebe, eure Hilde“, stehen beispielhaft dafür und werden vor Kinostart zu sehen sein. Ergänzt wird das Programm von Dokumentarfilmen, die sich mit Frauen befassen. Gute Traditionen sind auch die Schulveranstaltungen. 2024 werden einmal mehr über 1.000 Schüler aus der Region daran teilnehmen und in Filmklassikern viel über die Geschichte ihrer Heimat entdecken.

Hintergrund I – Utopische Höhepunkte der 19. DEFA-Filmtage

„Der schweigende Stern“ ist der erste utopische Film der DEFA und verfolgt eine internationale Mannschaft, die mit den Bewohnern der Venus Kontakt aufnimmt und versucht, einen Krieg zu verhindern. „Der Amphibienmensch“ von 1962 zeigt, dass es immer noch Menschen gibt, die nur auf ihren finanziellen Eigennutz schauen und damit anderen Menschen und Lebewesen Schaden zufügen. Ebenso komplex geht es weiter mit „Solaris“. Sehr philosophisch wird hier wieder ein Blick auf den Menschen und das Humanistische geworfen.

Hintergrund II – Trickfilme aus Dresden zu den 19. DEFA-Filmtagen

Mit den Trickfilmen arbeitet die DEFA ihre eigene Geschichte auf. Von 1955 bis 1990 produzierte das DEFA-Studio in Dresden sowohl kleine Geschichten oder Fabeln als auch spannende Streifen für Erwachsene. Interessant ist vor allem, mit welchen einfachen Mitteln animierte Kunstfiguren zum Leben erweckt wurden. Die hier entstandenen Silhouettenfilme waren mühsame Manufakturarbeit. Bis heute werden aus Pappkarton ausgeschnittene schwarze Figuren millimeterweise per Hand bewegt. Durch aufgenommene Einzelbilder wird so Bewegung simuliert. Die DEFA will mit diesem Schwerpunkt dazu beitragen, vor allem den künstlerischen Wert dieser Produktionen schätzen zu lernen.

Hintergrund III – Dokumentarfilme zu den 19. DEFA-Filmtagen

Die Dokumentarfilme befassen sich dieses Jahr unter anderem mit Frauen. „Bei uns heißt sie Hanka“ ist ein Film von Grit Lemke und beschäftigt sich damit, wie die Kultur und Tradition der Sorben in den heutigen Alltag einfließen kann. Auch interessant: „Frauen in Landschaften“. Hier werden ostdeutsche Politikerinnen vorgestellt. Sie berichten von ihrem Alltag als Frau in der Politik und stellen ihre Motivation vor, sich politisch zu engagieren. Dabei wird ein besonderer Blick auf die persönlichen Erlebnisse der Frauen in der Wendezeit geworfen.

Serviceinformationen
Kontakt 19. Merseburger Filmtage für Journalisten
Dr. Halina Czikowsky
Tel.: 01792409905
halina.czikowsky@gmx.de

Weiterführende Informationen (incl. vollständigem Programm)

www.filmtage-merseburg.de

www.domstadtkino-merseburg.de

Ausstellung Willi-Sitte-Galerie
Förderkreis Willi-Sitte-Galerie e.V.
Domstraße 15
06217 Merseburg

Öffnungszeiten:
Montag und Dienstag: Ruhetag
Mittwoch bis Freitag: 10 Uhr bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 13 Uhr bis 16 Uhr