"Alter ist nicht homogen - Alter ist Vielfalt"

Am 06. Juni 2025 wurde die Wanderausstellung "VielfALT - Leben im Alter" in der Stadtbibliothek Walter Bauer eröffnet. Die Ausstellung zeigt "Altersbilder" - prämierte Fotografien eines Foto- und Videowettbewerb des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMBFSFJ) und der BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V., die - wie der Name der Ausstellung verrät - den Facettenreichtum des Älterwerdens zeigt. Merseburg ist dabei die erste Station der Wanderausstellung, die für die kommenden Monate bereits ausgebucht ist an weiteren Standorten.
Worum geht es in der Ausstellung?
Älterwerden hat heute viele Gesichter. Die Babyboomer erreichen das Rentenalter. Gleiches gilt für immer mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Individualität und Identität werden auch von Älteren zunehmend offener und sichtbarer gelebt. Mit dem Fotowettbewerb „VielfALT“ hat die BAGSO die Vielfalt und die Potenziale älterer Menschen in der heutigen Gesellschaft dokumentiert und stereotype Altersbilder hinterfragt. Denn vielfach beruhen vorherrschende Altersbilder immer noch auf der Wahrnehmung früherer Generationen. Sie werden oft mit Krankheit und Defiziten in Verbindung gebracht und werden der Vielfalt des Alter(n)s nicht gerecht.
Mit der Wanderausstellung setzt sich das Bundesseniorenministerium dafür ein, ein neues und differenziertes Bild vom Alter in unserer Gesellschaft zu verankern. Die Ausstellung lädt Sie ein, das Alter neu zu entdecken. Die authentischen Fotografien zeigen die Vielseitigkeit und die Potenziale des Alters, aber auch die Herausforderungen, die es mit sich bringt.
Ziel ist es, die große Vielfalt des Lebens der älteren Generationen bekannter zu machen. Dadurch sollen die Vorstellungen vom Leben im Alter erneuert und ältere Menschen ermutigt werden, ihre Fähigkeiten selbstbestimmt in die Gesellschaft einzubringen. Auch junge Menschen sollen angeregt werden, über ihr Bild vom Alter zu nachzudenken und es zu überprüfen. Die Vermittlung von realistischen und differenzierten Altersbildern bildet eine zentrale Grundlage für das gegenseitige Verständnis und damit für den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Stimmen der Eröffnungsveranstaltung
Grundsatzreferatsleiterin Paloma Miersch (BMBFSFJ) berichtete zur Eröffnungsveranstaltung am 06. Juni, dass in Sachsen-Anhalt fast 28 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre und älter sind: "Das ist eine gute Nachricht. Das bedeutet, dass die Menschen in Deutschland nicht nur länger leben, sondern auch dass sie länger gesund und fit bleiben.“ Jeder Fünfte über 65 Jahre engagiere sich wohl noch, im Durchschnitt sogar bis zu 6 Stunden pro Woche. Diese demographischen Entwicklungen bieten Chance, aber bringen auch Herausforderungen mit sich.
Die Sicht auf das Älterwerden sei dabei oft sehr einseitig: "Altersbilder müssen die Vielfalt berücksichtigen: Sie dürfen sie nicht reduzieren“, so Miersch. Denn sie wirken sich direkt auf das Leben älterer Menschen aus. Durch stereotypisches Denken würden ältere Menschen häufig ungleich beurteilt, aber auch ungleich behandelt werden. "Schon in der Schule sollten junge Menschen lernen, dass Altern ein ganz eigener Abschnitt ist, der zum Leben dazugehört - und kein Makel. Alter ist nicht homogen, Alter ist Vielfalt." Eine Gesellschaft, die diesen Fakt anerkenne, sei eine gerechtere Gesellschaft.
Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß (Hochschule Merseburg, Professur für Sexualwissenschaft und Sexuelle Bildung) bot mit einem Impulsvortrag einen Einblick in die Perspektive der Forschung auf das Thema Altern und Diskriminierungserfahrungen. „Es gibt sehr wenig Forschung im Bereich Alter“, meinte Voß zu genanntem Thema, doch diese sei notwendig, um aus vorherrschenden stereotypen Denkweisen auszubrechen und andere Perspektiven einzunehmen.
Lucie Veith (Intergeschlechtliche Menschen e.V.) brachte eine weitere Perspektive auf das Älterwerden ein und sprach zum Thema „Geschlechtliche Vielfalt und Altern“. Als intergeschlechtlich geborener Mensch erklärt sie: "Ageismus (Altersdiskriminierung, Anmerkung d. Red.) beginnt schon in der Kindheit: Gerade queere Personen altern vor dem Hintergrund ihrer Lebensgeschichte oft unter erschwerten Bedingungen."
Einladung zum Nachdenken
Bis 01. Juli können die Fotografien in der Stadtbibliothek Walter Bauer noch besichtigt werden. Wir laden alle Interessierten, jung und alt, herzlich dazu ein, sich kritisch mit ihrem Bild vom Alter und Älterwerden auseinanderzusetzen und eigene Stereotype zu hinterfragen: Ist Alter tatsächlich ein Defizit? Die Ausstellung gibt darauf eine klare Antwort: Nein! Alter ist so viel mehr. Aber sehen Sie selbst!